Zeckenstich

Es gibt jedes Jahr wieder eine "Zecken-Hochsaison". Wir werden deshalb oft um Rat gefragt. Hier einige Informationen darüber, wie Sie die Zecken entfernen können und was Sie beachten sollten.

1. Wie die Zecke entfernen?

  • Soll man die Zecke mit Öl, Uhu oder ähnlichem abtöten, um sie leichter zu entfernen?
    Lieber nicht. Denn möglicherweise gibt die Zecke infizierten Speichel in die Blutbahn des Gestochenen, wenn sie erstickt. Deshalb empfehlen wir vorsichtshalber, die Zecke lebendig zu entfernen. Dazu sollten Sie sich am besten eine ZECKEN-ZANGE besorgen. Mit dieser fassen Sie die Zecke möglichst tief an der Haut unter dem Kopf. Ziehen Sie jetzt nicht, sondern drehen Sie nur. Meist läßt die Zecke nach kurzem los - das kann schon mal einige Minuten dauern. Anschließend sollte der Stich desinfiziert werden.
    Sollten doch noch Teile drinbleiben, die Sie selbst nicht entfernen können, suchen Sie den Arzt auf. Meist ist nur noch der Rüssel in der Haut. Dieser wird vom Körper nach einigen Tagen wie ein Splitter von selbst abgestoßen und enthält keine infektiösen Bestandteile.

2. FSME-Impfung: ja oder nein?

  • Die FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis), eine durch Zecken übertragbare Hirnhautentzündung, kommt bei den Zecken in unserer Gegend so gut wie nie vor. Es gibt südlich der Mainlinie einige Gegenden, die gering befallen sind. Stärker befallen sind der Schwarzwald bis zum Bodensee und der Bayerischer Wald.
    Aber: auch dort ist die FSME nach einem Zeckenstich selten: nur wenige Prozent der Zecken dort sind infiziert. Und nur etwa 10% der Stiche infizierter Zecken führen zu einer Erregerübertragung = Infektion. Von diesen wieder nur etwa 10% werden überhaupt krank. Und nur jeder 10 Erkrankte bekommt eine Hirnhautentzündung, die übrigen 90% bekommen eine Grippe. Das Risiko, zu erkranken, ist also gering, wenn man sich nur vorübergehend in einem FSME-Gebiet aufhält.
    Kinder erkranken in aller Regel ohne ernste Schädigung, im Gegensatz zu Erwachsenen, bei denen Todesfälle und bleibende Hirnschäden vorkommen. Wenn Sie sie sich also zu einer FSME-Impfung entschließen, sollten vor allem die Eltern geimpft werden.
    Die Impfung, die es seit 2002 für Kinder gibt, scheint allerdings bei Kindern über 2 J. gut verträglich zu sein und selten Nebenwirkungen zu haben. Unter 2 Jahren sollte man eher nicht impfen.
    Wenn das Risiko der Krankheit aber noch geringer ist als das Risiko der Impfung, sollte man von einer Impfung absehen.
    Fazit: gegen „einheimische“ Zeckenstiche, also in Norddeutschland, nützt die FSME-Impfung nicht; sie stellt hier eher das größere Risiko dar.
    Kann man das Antiserum geben nach einem Zeckenstich?
    Nein: Bei Kindern unter 14J führt das Antiserum möglicherweise zu schwerem Erkrankungsverlauf und darf deswegen nicht mehr verwendet werden.

3. Borreliose

  • Eine Krankheit, die auch bei uns recht häufig durch Zecken übertragen wird, ist die BORRELIOSE oder LYME´sche Erkrankung, die durch Bakterien hervorgerufen wird. Sie verläuft in 3 Stadien und kann ebenfalls Hirnhautentzündungen hervorrufen. Es gibt dagegen keine Impfung. Allerdings kann man sie mit Antibiotika behandeln, wenn sie ausgebrochen ist. Es gibt die folgenden 3 Stadien. In den meisten Fällen heilt die Erkrankung wohl unerkannt nach einem der Stadien ab, ohne in das nächste überzugehen:
  • 1. Stadium ist die Wanderröte (´erythema migrans`). Der Name kommt von dem typischen roten Ring mit hellem Inneren und rotem, erhabenen Randwulst, der wachsen (=wandern) kann. Dieser Ausschlag tritt 3 Tage bis 4 Wochen nach dem Zeckenstich um die Einstichstelle auf und verschwindet nach einigen Tagen von selbst. Deshalb ist es wichtig, daß Sie Zeckenstiche noch 4 Wochen lang beobachten, um rechtzeitig eine Behandlung einzuleiten.Gleichzeitig kann es zu Schwellung der Lymphdrüsen, Müdigkeit, Kopf- und Gliederschmerzen und grippalen Symptomen kommen.
  • 2. Stadium tritt nach Wochen oder auch noch nach Monaten auf. Es kann zu Gesichtslähmungen, Hirnhaut- und Gehirnentzündungen, Gelenksentzündungen sowie Herz-Entzündungen kommen.
  • 3.Stadium tritt nach Monaten, auch manchmal nach Jahren auf. Typisch sind Gelenkentzündungen, Nervenentzündungen und Hautveränderungen ("Akrodermatitis atrophicans").

Soll man nach einen Zeckenstich Blut auf Borreliose untersuchen?

  • Nein!! Die Untersuchungsmethoden sind nach wie vor so unsicher, dass darauf kein Verlaß ist. Ein negativer Titer schließt keine Borreliose aus. Beim Verdacht auf Borreliose muß man also in jedem Fall antibiotisch behandeln. Und ein positiver Titer beweist keine Erkrankung. Es gibt manchmal falsch positive Werte. Auch kann nach erfolgreich behandelter Borreliose der Titer unverändert hoch bleiben. Deswegen hilft eine Blutuntersuchung nur sehr selten wirklich weiter.

Soll man die Zecke auf Krankheitserreger untersuchen lassen?

  • Nein!! Diese Untersuchung wird von kommerziellen Labors angeboten, die davon profitieren. Die Ergebnisse haben jedoch keine Konsequenz und damit keinen Nutzen für den Patienten. Ein Erregernachweis in der Zecke besagt überhaupt nicht, dass man davon infiziert wurde (s.o.). Gegen FSME könnte man ohnehin nichts unternehmen. Und eine Borreliose behandelt man nur, wenn sie aufgetreten ist, also Symptome auftreten.

Zusammengefaßt läßt sich folgendes sagen:

  • Man kann zwar gegen die FSME impfen; dies nützt aber nicht bei „Norddeutschen Zecken“
  • Die Borreliose ist sehr viel häufiger und kann ebenfalls zur Hirnhautentzündung führen. Gegen sie kann man nicht impfen. Man kann sie aber meist im Frühstadium behandeln, so daß dann kein Fortschreiten zu befürchten ist.
    Wichtig ist es, einen Zeckenstich etwa 4 Wochen zu beobachten, ob die "Wanderröte" auftritt.
  • Sicherheitshalber sollte man versuchen, die Zecken noch lebendig mit einer Zecken-Zange zu entfernen und den Stich zu desinfizieren.

Zur FSME-Impfung der Kommentar der Kommission für Infektionskrankheiten und Impffragen der DAKJ (Deutsche Akademie für Kinder- und Jugendmedizin):

Angesichts der Seltenheit der FSME, des milden Verlaufes der Erkrankung im Kindes- und Jugendalter mit seltenen schweren Verläufen und in neuerer Literatur fast fehlenden bleibenden Schäden sollten die Impfempfehlungen der STIKO korrekt angewandt werden.

Es gibt zur Zeit keine Grundlage für eine generelle Einführung der Impfung, auch nicht in einzelnen Bundesländern. Vielmehr bleibt die Empfehlung der Impfung eine auf den speziellen Fall beschränkte Maßnahme, die erst nach genauer Analyse des konkreten Infektionsrisikos und individueller Entscheidung durchgeführt wird.